Thaïs Leblanc wächst nach dem Tod der Mutter bei ihrer Großmutter auf, der unvergleichlichen Victoria, wie sie auf Zirkusplakaten tituliert wird. Thaïs verabscheut das Zirkusleben und zieht, kaum volljährig, nach Paris; sie will nur eins: Normalität. Doch als die Großmutter stirbt, konfrontiert deren seltsames Testament sie mit ihrer Familiengeschichte, die sie zum wundersamen Cirque perdu und seinem Direktor Papó bringt. Dort lernt Thaïs, dass man sich seinen Ängsten stellen muss und für die wichtigsten Dinge im Leben keinen Applaus von anderen braucht.
La maison d'édition :
Welche Idee steckt hinter dem Atlantik Verlag? Statt einer langen Erklärung lieber eine kurze Anekdote. Ernst Ludwig Kirchner, der berühmte Künstler der »Brücke«, war nicht nur ein großer Maler, sondern auch ein begnadeter Zeichner. »Meine Zeichnungen duze ich«, pflegte er zu sagen, »meine Bilder sieze ich«. In diesem Sinne stellen…
Roman d’initiation sous forme de conte philologique. Agréable à lire mais il y manque la vraie poésie du conte.Dommage
Thaïs lebt in Paris ein "normales" Leben mit festem Freund und arbeitet in einem Brautmodengeschäft. An ihrem 24. Geburtstag fährt sie nach Arles zur Beerdigung ihrer Großmutter, bei der sie nach dem frühen Tod der Mutter aufgewachsen ist. Über ihren Vater hat sie nie etwas erfahren. Die Großmutter war als "die unvergleichliche Madame Victoria" mit einer Pferdedressur beim Zirkus, eine sehr unkonventionelle und eigenwillige Person. Thaïs wollte immer weg von diesem Zirkusmilieu und hat nach und nach den Kontakt mit der Großmutter immer mehr reduziert. Als einzige Verwandte muss sie sich aber wohl oder übel um den Nachlass kümmern. Die Skurrilität der Großmutter zeigt sich an allen Ecken und Enden: an der Art und Weise, wie sie ihre Beerdigung vorbereitet hat, wie sie ihr Testament hinterlegt hat (ganz zu schweigen von dem Inhalt), an den Menschen, die zur Beisetzung kommen und wie diese dann abläuft. Über die Begegnung mit Menschen, die ihre Großmutter gekannt haben, kommt Thaïs nach und nach der Vergangenheit auf die Spur und macht eine wichtige persönliche Entwicklung durch. Natürlich lüftet sich auch das Geheimnis ihrer Herkunft, soviel kann man sagen, ohne Details zu verraten. Das Ende ist, wie schon angedeutet, ziemlich offen, man könnte auch sagen "magisch". Was letztlich "der Zirkus der Stille" ist, in dem Thaïs ankommt, ist für mich nicht ganz klar. Ist es nur eine Metapher? Und wofür steht sie? Mich würde interessieren, wie die anderen Leser es interpretieren. Wenn auch das Strickmuster (Nach dem Tod eines Familienangehörigen lüften sich lange gehütete Familiengeheimnisse, die das Leben des Protagonisten nachhaltig beeinflussen) nicht sehr originell ist, ist doch der gewählte Rahmen, nämlich die Welt des Zirkus mit ihren ganz besonderen Eigenheiten, mal was Anderes. Auch hier herrschen Hierarchien, an deren unteren Ende die "Zigeuner" stehen und Thaïs trifft auf Menschen, denen mit vielen Vorurteilen und viel Ablehnung begegnet wird und ihr wird klar, dass auch sie hier ihre Wurzeln hat. Sprachlich hat mir das Buch insgesamt gut gefallen, es ist witzig und lebendig geschrieben. Allerdings finden sich an einigen Stellen ein paar Klischees und Angst vor einem bisschen schönen Kitsch sollte man auch nicht haben. Kleine kritische Anmerkung: Die Protagonistin bleibt alles in allem vielleicht ein wenig flach. Die Konflikte und die innere Zerrissenheit, die wohl zwangsläufig mit einer derartigen Umwälzung des eigenen Lebens einhergehen, hätten m.E. etwas plastischer dargestellt werden können. — Fazit: Ein Entwicklungsroman in einem ungewöhnlichen Kontext. Leicht zu lesen, unterhaltsam, auch durchaus mit verpackter Botschaft (Ausgrenzung von Minderheiten). Vielleicht kein "großer" Roman, hat mir aber gut gefallen. Eindeutig das schönste Cover !
Die junge Thaïs Leblanc reist aus Paris nach Arles, um sich um die Beerdigung ihrer Großmutter Victoria zu kümmern. Diese hatte in der Pferdedressur bei einem Zirkus gearbeitet und Thaïs aufgezogen. Doch Thaïs entfloh der Zirkuswelt und ihrer Oma in die Hauptstadt. Nun muss sich Thaïs mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und das Geheimnis ihrer Herkunft entdecken. Ihr Vater, der von der Großmutter nie akzeptiert wurde, war Roma. Sowohl Vater wie Mutter starben sehr früh. Die Roma stehen auch im Zirkusmilieu an unterster Stufe. Thaïs lernt diese unerwarteten Verwandten kennen, entdeckt, dass sie am Zirkus mehr hängt, als sie denkt und öffnet sich dank einer rituellen Premierenvorstellung für das Leben, das Schicksal und das Unerwartete. — Fazit: Ein Buch, das sich leicht und mit Vergnügen lesen lässt. Farbige Personenschilderungen der Zirkusleute, der Nachbarin, des Leichenbestatters und vor allem der Roma. Handwerklich vielleicht streckenweise etwas zu perfekt (trotz kleinerer Schnitzer – in einer Aufzählung von 7 Punkten gibt es kein viertens usw.). Anklänge an das „magische Theater“ aus dem Steppenwolf (Thaïs bekommt das Buch übrigens von ihrem Ex-Freund zugeschickt) und an einen französischen Film aus den 1990er Jahren, wo eine junge Frau erfolglos versucht, ein „ganz normales Leben“ zu führen, um sich von einer exzentrischen Familie abzusetzen. Allerdings wirkte mir das Ganze etwas zu märchenhaft und romantisiert und die Botschaft am Ende zu dick aufgetragen.