Der Wiener Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht soll einem makabren Wunsch nachkommen. Sein Kunde Doktor Schauer ist fest entschlossen, sich zum Sterben in eine Tiefkühltruhe zu legen. Er beauftragt Franz Schlicht, den gefrorenen Körper auf eine Lichtung zu verfrachten. Zum vereinbarten Zeitpunkt ist die Tiefkühltruhe jedoch leer, und Schlicht begibt sich auf eine höchst ungewöhnliche Suche nach der gefrorenen Leiche. Dabei begegnet er der Tatortreinigerin Schimmelteufel, einem Ingenieur, der sich selbst eingemauert hat, und einem Ministerialrat, der Nazi-Weihnachtsschmuck sammelt. Ferdinand Schmalz nimmt uns in »Mein Lieblingstier heißt Winter« mit auf eine abgründige Tour quer durch die österreichische Gesellschaft, skurril, intelligent und mit großem Sprachwitz.
La maison d'édition :
Der S. Fischer Verlag wurde 1886 von Samuel Fischer in Berlin gegründet. Schrittweise übernahm Ende der Zwanzigerjahre sein Schwiegersohn Gottfried Bermann Fischer die Leitung – er führte den Verlag durch Exil- und Kriegszeit und siedelte ihn dann in Frankfurt am Main an. Die jüngere Geschichte des Hauses wurde geprägt von…
Wo ist die Leiche geblieben? Die Hauptfigur Schlicht ist auf der Suche danach durch die Wiener Gesellschaft und begegnet dabei vielen seltsamen Figuren, die sich alle mit dem selbstgewählten Sterben beschäftigen. Ein Ingenieur mauert sich selbst ein, ein Geschäftsmann möchte sich in ein künstliches Koma versetzen lassen und nur noch einmal im Monat aufwachen. Die Krimi-Form dient als Gerüst der Erzählung, die eher eine Parabel unserer Gesellschaft ist, wo man sich immer mehr von den Zwängen der Naturgesetze , vom natürlichen Tod zum Beispiel, mit Hilfe der Technik künstlich befreien will. Viel Witziges, Skurriles und Groteskes in diesem Roman, der auch eine philosophische Überlegung ist. Die Figuren sind Kunstfiguren wie im Theater, wo der Dramaturg die Fäden zieht, sodass ich manchmal an Marionetten gedacht habe. Die dialektnahe, jedoch künstlich-experimentelle Sprache ist besonders bemerkenswert, rhythmisch und stockend zugleich, sehr dicht und manchmal anspruchsvoll für den Leser. Ein hervorragender Debütroman
Ich bin sehr zwiegespalten - die Geschichte als solche ist unglaublich einfallsreich und gelungen aufgesponnen - um nicht zu sagen herrlich versponnen! Für diesen Aspekt ein wirklich großes BRAVO! Was mir die Lektüre recht vergällt hat, war die endlose Nutzung von indirekter Rede, was die Sprache sehr sperrig macht. Auch die häufige Unart, den Nebensätzen das Verb zu verweigern, hat mich jedesmal aus dem Erzählfluss geworfen und mich gezwungen über Grammatik nachzudenken. Dieser Stil ist natürlich gewollt. Nur gefallen hat er mir nicht.)
Ich bin dem Autor böse, weil er sich nicht entscheiden kann, ob er einen Roman schreiben wollte oder mit der Sprache spielen. Der Stil ist mir zu sperrig und bin auch ein wenig enttäuscht, wie sich der launige und originelle Ansatz verläuft. Die Charaktere sind mir letztlich nicht überzeugend genug, auch wenn ich das Gesamtkonstrukt witzig finde.